BLOCKSBERG-PARTY | SPECTACULUM ZUM GOETHE-PESSOA-PROJEKT
TANZ UM DEN BLOCKSBERG

GOETHE-INSTITUT-LISSABON, 19.10.1991

POP DELL' ARTE.................AVANT-POP // ACID HOUSE
NIL DRAGÃO.......................MÚSICA BRASILEIRA
JOÃO GROSSO...................PERFORMANCE // POESIA DE FERNANDO PESSOA
PANZERSCHIENE................DJ BORIS LEKAR // TECHNO
FAUSTISCHE FIGUREN......MITGLIEDER DER KUNST-AG
KARL-ECKHARD CARIUS....KONZEPT+LEITUNG

Nach der Enthüllung der beiden Dichter-Plastiken GOETHE und PESSOA durch den portugiesischen Präsidenten Mário Soares auf dem Campus der Deutschen Schule Lissabon fand am Tag darauf im Goethe-Institut der „Tanz um den Blocksberg“ statt. Ein musikalisch-literarisches Spectaculum mit POP DELL'ARTE, Portugals innovativster Avant-Pop-Band.

Die erfolgreiche Realisierung des Goethe-Pessoa-Projekts wurde am 19. Oktober 1991 im Goethe-Institut schrill gefeiert. An der Planung und Organisation der Performance BLOCKSBERG-PARTY waren die Schülerinnen und Schüler des Projektteams aktiv beteiligt. Zudem agierten sie als zaubrische Figuren aus dem FAUST und als Gestalter des „Blocksberg“. Kulinarisches bot das Goethe-Institut: Suppe aus der Hexenküche, exotische Naschereien und kühle „Lebenssäfte“.

Zum Schauderfeste dieser Nacht

Eine über zwei Meter hohe Sahnetorte bildet das Zentrum der Raum-Installation. Kleine leuchtfarbige Hexenfiguren ragen wippend aus dem schneeweißen Tortenkegel heraus. Ein bis zur Raumdecke reichendes und zur Kühlung der Torte präpariertes, transparentes Folienzelt überspannt die essbare Blocksberg- Skulptur, um die sich frostige Nebelschwaden winden. Mit Spannung erwartet: der Auftritt von POP DELL‘ARTE mit João Peste, Portugals innovativster Band der Independent-Musik-Szene. Elektronischer Sound, dadaistische Sprachelemente, Videoprojektionen und eine Lightshow verwandeln das sonst seriöse Goethe-Institut in ein Techno-House.Die akustischen Pausen gehören dem portugiesischen Schauspieler João Grosso. Im Raum verteilte Stehleitern bilden seine Bühne und Kanzel. Eindrucksvoll gestikulierend rezitiert die mit langem dunklem Mantel bekleidete Dichtergestalt Texte von Fernando Pessoa. Grosso erscheint mal hier, mal dort auf einer der hölzernen Leitern. Seine Auftritte sind unangekündigt, überraschend. Mit scheinbar magischer Kraft zieht er die Aufmerksamkeit mit  zunächst lautlosen, sich wiederholenden Gesten auf sich, dann lässt er „Ricardo Reis“, „Alvaro de Campos“ und „Alberto Caeiro“ sprechen, bis POP DELL’ ARTE mit Art-Rock, House und Acid wieder die Szene beherrscht und den ausgelassenen Mummenschanz weiter um den „Blocksberg“ treibt. 
Kurze Auftritte von NIL DRAGÃO. Mit „Musica Brasileira“ entschädigt der vom Amazonas stammende Indianer jene Ohren, die vom Blocksberg-Sound etwas strapaziert sind.
Dann wieder Szenenwechsel: Aufgelegter TECHNO - durch DJ PANZERSCHIENE (Boris Lekar).
Im faustischen Tanzgewühl begegnen wir Eros, in rosafarbenem Kleid mit Blüten, dort einem Spinnenfuß,  Ariel dem Luftikus, erkennen Mephisto in der Maske des Zoilo-Thersite, der sich zusammen mit anderen Schönbärten am Anblick der jungen Hexen mit spitzigen Titten ergetzt. Wir entdecken hier Chiron, dort  Manto die Zauberin, da Sirenen und Behörnte, treffen auf dumpfe Erdgeister, die groovende Garderobenfrau mit Doktor Faust - und weitere Vielgestalten, „wunderliche Leute“.
Electro-Sound, ausgelassen die vielen Nachtgesichter, dichter „Wirbelrauch“ und Bocksgesang. Zum Ende des Zauberfestes geht es vom Gipfel aus abwärts dem „Blocksberg“ zu Leibe, dem mächtigen Tortenobjekt.
Und danach wird es kuchensüß still auf dem pharsalischen Feld, das tags darauf wieder Goethe-Institut heißt.

©KE Carius 


Blocksberg-Party [pdf]

Pop Dell'Arte - Ritual Transdisco

Pop Dell'Arte - Querelle