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Mobiler Raum Sämtliche Abbildungen © KE Carius
Studienprojekt von Robert Jagst
2002-2006
Objektdurchmesser: 1,55 m
Projektbetreuung: Prof. Karl-Eckhard Carius
Universität Vechta
Studienfach Designpädagogik
Design Thinking
MOBILER RAUM
REISEN IM KOSMISCHEN KOKON
Die unendliche Geschichte des Studenten Robert Jagst, dessen visionäre Idee dreizehn Jahre später - unabhängig seines Werkes - in Jurassic World eine virtuelle Weiterentwicklung fand.
Studium zwischen Utopie und Leidenschaft
Von außergewöhnlicher Intention ist das Projekt des Studenten Robert Jagst »Mobiler Raum«. Sein Kugel-Objekt bedeutet für ihn: Raum mit intersubjektiven Relationen, Vehikel für imaginäre Reisen und utopische Maschine zugleich. Jagst möchte mit seinem mobilen Kokon nicht nur auf der Erde rollen, seine Vision ist es, damit auf dem Wasser zu rotieren und mit seiner weiterentwickelten Capsula vielleicht einmal zum Mond fliegen zu können. Mit diesem Projekt öffnete er den Blick in eine vielleicht nicht allzu weit entfernte Zukunft.
Bereits 2002 begann Robert Jagst, damals Student der Designpädagogik an der Universität Vechta, sein futuristisches Projekt Mobiler Raum zu planen und zu bauen. Die erste Version des Objekts präsentierte er 2003 im Rahmen der Ausstellung „Intermediäre Objekte“ (Galerie der Uni-Vechta) und 2006 die technisch und gestalterisch erweiterte Version in der Ausstellung „konzept_formen“ (Foyer Rathaus Vechta).
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R. JAGST | VERSION 1, 2003 R. JAGST | VERSION 2, 2006
Mit seiner visionären Idee Mobiler Raum nahm Jagst vorweg, was 2015 in dem US-amerikanischen Science-Fiction-Film Jurassic World des Regisseurs und Drehbuchautors Colin Trevorrow als futuristisches Kugelfahrzeug filmisch zum Einsatz kam. Ein ähnlicher Ansatz ist in der 2006 veröffentlichten Idee des jedoch nur computeranimierten Golden Mobile zu finden, einer großen goldenen Kugel, die auf Schienen fährt und mit einer Handhebeldraisine angetrieben wird. Mit dieser Idee war SALZIG Design GbR Finalist bei einem internationalen Ideenwettbewerb „FollyDOCK“ Rotterdam.
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Behind the Magic: The Visual Effects of Jurassic World
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The Visual Effects of Jurassic World / Industrial Light & Magic (ILM), Animation Studio.
Im Gegensatz zu den später entworfenen computergenerierten Kugelfahrzeugen in Film und Designlabors, entwickelte Robert Jagst jedoch einen Prototypen, der in allen Details eigens von ihm entwickelt, gestaltet und technisch realisiert worden ist. Optisch wird die 1,55 m ø große hellgraue Kugel aus glasfaser- und metallgewebeverstärktem Polyester von zahlreichen gelben Ringen dominiert. Die 136 hartgummibeschichteten Wülste dienen dem Schutz der verglasten Bullaugen und bilden zugleich die Rollfläche der Kugel.
Mit dem Blick in die Ein- und Ausstiegsluke erklärt sich die Eigenschaft des Objekts: Das Cockpit besteht aus einer an der Innenwand der Kugel rollbaren Konstruktion, die den Pilotensitz, einen batteriebetriebenen Antriebsmotor, die Steuerungs- und Funktechnik sowie die Sauerstoffversorgung integriert. Das vordere Rad der Konstruktion funktioniert als Antriebsrad, das die Kugel über den in horizontaler Achsenlage sitzenden Piloten hinwegbewegt. Dabei ermöglichen ihm die vielzähligen Bullaugen die Sicht nach außen.
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136 gegossene Auflagescheiben (Polyester) für die mit Hartgummi bezogenen Ringe auf denen die Kugel rollt. VERSION 2, 2004
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Robert Jagst bei der Bearbeitung der Innenraumfläche. VERSION 2, 2004
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Einblick in das Cockpit, die Innenraumgestaltung, Steuerungs- und Antriebstechnik.
Ausstellung konzept_formen, Foyer Rathaus Vechta, 27. APRIL- 19. MAI 2006
Die traditionelle Trennung von Kunst und Design ist längst überholt.
"Besonders deutlich kommt dieser Bezug zwischen Kunst und Design in Robert Jagsts futuristisch anmutendem Gefährt Mobiler Raum zum Ausdruck. Wie eine Raumkapsel für künftige NASA-Expeditionen mutet die große graue Kugel an, in deren Inneres der potenzielle Fahrgast durch eine kleine Luke einsteigen kann. Ist diese wieder geschlossen, gewähren dem Insassen kleine Bullaugen einen Blick auf die Welt da draußen. Durch eine Betätigung des Motors dreht sich die Kugelhülle, während der Fahrer in der Senkrechten bleibt. Eine wunderbare Art der Fortbewegung, allein: wozu? Zum Einkaufen? Zur Spazierfahrt über Land? Gerade durch seine beschränkte Praktikabilität weist der Kugelwagen auf seine eigentliche Funktion hin. Der beschleunigten Wirklichkeit kann sich der Mensch womöglich nur noch durch eine Einkapselung entziehen. Um gleichwohl mit der Entwicklung Schritt halten zu können, benötigt er einen fahrbaren Untersatz. Während Jagst der verwirrenden Komplexität der Postmoderne mit technischer Präzision und Ordnung zu entrinnen versucht, setzen andere Studierende mit ihren Exponaten im Gegenteil auf die Dekonstruktion."
Diepholzer Kreisblatt, Sonnabend, 13. Mai 2006 / von Johannes Bruggaier
Anmerkung:
Es ist zu verdeutlichen, dass Robert Jagst das Projekt Mobiler Raum im Rahmen eines Lehramtsstudiums realisierte, in dem relativ wenige Zeiteinheiten für die künstlerisch-gestalterische Praxis (Projektseminar) vorgesehen sind. Studierende des Faches Designpädagogik werden hier also nicht zu professionellen Designern, sondern neben einem zweiten Hauptfach und weiterer Fachdisziplinen zu Design-Vermittlern für den Schulbereich ausgebildet - zu Protagonisten also, die Design-Denken in den Schulen zu etablieren bestrebt sind. Jagst arbeitete vier Jahre an dem Projekt, womit er sein Regelstudium entgrenzte.
Prof. Karl-Eckhard Carius