Intermediäre Gestaltung

Intermediäre Gestaltung bedeutet im Lehrkonzept von Prof. K.-E. Carius eine Arbeitsform, in der Gestaltung in einem erweiterten kommunikativen Sinne interpretierbar wird. Intermediäre Gestaltung bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst, Design, Architektur und Technologie - mit geistes- und kulturwissenschaftlichen Bezügen. Die Themen beziehen sich in abstraktem Sinne auf die künstlerische Auseinandersetzung mit DING, RAUM, LICHT, KLANG und SPRACHE – also mit Phänomenen der Umwelt bzw. Natur und Technik, in deren Mittelpunkt der Mensch steht und seine Fähigkeit zur Bildung von Relationen und deren Reflexion. Bei den zu erforschenden Themen erhält die POETIK einen besonderen Spielraum, mit dem zugleich auch der Überdeterminierung von Sinn entgegengewirkt werden soll.
Intermediäre Gestaltung ist ein schöpferisches Experiment mit unverbrauchten Ausdrucksformen, in Materie übersetzte Konzepte mit synästhetischer Qualität. Es ist die Suche nach neuen Wegen der Gestaltung unter Aspekten der Nachhaltigkeit.
Carius’ Lehre basiert auf der Intention, im Wesentlichen kreatives, kritisches und vernetztes Denken in den Studierenden zu aktivieren – also Experimentierfreudigkeit und kulturelle Widerständigkeit zu wecken. So liegt der Fokus auf der Ideenfindung und der eigenständigen konzeptionellen Entwicklung und Realisierung von Aufgaben unter Einsatz neuer Medientechnologien. Die Themen können in Einzelprojekten oder im Kollektiv verwirklicht werden, was eine hohe Kommunikationsbereitschaft fordert und vor allem die Selbstlernkompetenz fördert. Die hierbei entstehenden Objekte, Installationen, Konzepte oder Performances können visuelle, auditive, taktile und kinetische Elemente verbinden, Text und Sprache einbeziehen sowie Musik und Klang.
Um diesen Anspruch von Lehre aufrechtzuerhalten, bedarf es jedoch eines Wandlungsprozesses in der Auffassung von Lehrerbildung. Das Konzept ist ungeeignet, wenn das Studium als kleinschrittiger Schnelldurchlauf für Stoffvermittler angelegt bleibt. Lehramtsstudierenden stehen in der Regel 2 bis 4 Semesterwochenstunden für die Belegung derartiger Seminare zur Verfügung. Das erfordert hohe Einsatzbereitschaft und ein zusätzliches zeitliches Engagement, was jedoch durch die neue Studienstruktur leider an seine Grenzen stößt.


»Erst wenn die Produktivität entfesselt ist, kann Lernen in Vergnügen und Vergnügen in Lernen verwandelt werden.«
- Bertolt Brecht